Rührende Verbundenheit, ohne Vorurteile, zwischen Mensch und Tier.
Stadttauben-
Von der Friedenstaube zum Hassobjekt?
Spricht man das Thema Stadttauben an, hört man von vielen Menschen entnervt,
„Ach die Ratten der Lüfte, Krankheitsüberträger, Ungeziefer..“
Sie sind nirgends gerne gesehen. „Auch gurren sie zu laut“, hört man als Argument. Sie verschmutzen mit ihrem Kot die Gebäude und Autos und man spürt fast einen regelrechten Hass gegen ein Tier, das einst für den Frieden stand. Ist das wirklich so? Bereichert die Taube ein Stadtbild oder nicht? Ist die Taube ein Krankheitsüberträger und unsauber?
Schädigt ihr Kot nachweislich Gebäude? Viele Menschen schimpfen „Tauben verursachen einen enormen wirtschaftlichen Schaden.“
Ist eine Koexistenz möglich?
Von wo stammt die Stadttaube?
Warum können Stadttauben nicht im Wald leben und siedeln sich in den Städten an? Die Stadttaube ist ein verwildertes Haustier, sprich es sind verwilderte Brief und Haustauben und somit auf den Menschen angewiesen. Draußen alleine auf sich gestellt, leben sie eher schlecht als recht. Sie stammen ab von den Felsentauben. Die Stadttaube brütet im Gemäuer, auf Felsen, auf Dachböden, in Regenrinnen und Fensterbänken. Tauben sind standortgebunden.
Schon im Weltkrieg wurden Brieftauben eingesetzt zur unauffälligen Kommunikation zwischen den Einsatzgebieten. Nach den Kriegen wurden diese Populationen, wie soll es anders sein, sich selbst überlassen.
Hungern Stadttauben wirklich?
Etwa 35 Gramm Körner braucht eine Taube täglich um ihren Grundbedarf zu decken. Was findet sie? Kaugummi, Pommes und sonstigen Müll, den sie nicht gerne, aber aus Hungersnot frisst. Feste von den Kommunen eingerichtete Fütterungsplätze sind sinnvoll, aber rar.
Eine Stadttaube mit guten Lebensumständen kann eine Lebenserwartung von bis zu 10 Jahren haben. Die traurige Realität: bei uns in den Städten mit all ihren Gefahren und Futternot, lässt sie oft nur zwei bis drei Jahre alt werden.
90% der Nachkommen sterben sogar bereits im ersten Lebensjahr.
Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, habe ich Bilder vor Augen mit einer Herborner Innenstadt, in der sich viele Tauben tummeln. Gehe ich heute durch die Stadt, sehe ich nur noch vereinzelte. Diese oft mit abgeschnürten Zehen oder sogar auf Stummeln sich fortbewegend. Warum ist das so? Der Bestand zumindest in Herborn, hat deutlich abgenommen. Dies ist gewiss kein Zeichen, dass es ihnen so gut ergeht.
Säße an der Straßenecke ein verletztes Kätzchen, würde in unserem sonst so tierlieben Deutschland kaum einer zögern und es sichern. Eine „dreckige“ Taube jedoch, die verletzt an der Ecke sitzt, wird weder beachtet, noch trauen sich die Menschen sie anzufassen. Immer wieder ereilen mich Anrufe, wo dann ein doch mal mitleidiger Mensch ein verletztes Tier gefunden hat, welches ich dann einfangen soll, da er es sich nicht traut anzufassen. So groß ist oft der Ekel und die Angst sich mit einer todbringenden Krankheit zu infizieren. Ist es wirklich gefährlich eine Taube anzufassen, die erkrankt ist?
Tauben übertragen Krankheiten- ein weiterer Irrtum?
Die größere gesundheitliche Gefahr als die Taube an sich, besteht in verwesenden Taubenkadavern durch Vergrämungsversuche wie Spikes und Netzen, in denen die Tiere oft verenden..
„Taubenkot ist in anderen Ländern und war früher auch bei uns wertvoller Dünger.
Der Kot von Stadttauben ist nicht gefährlicher als anderer Kot.
Jeder Kot ist grundsätzlich mit arttypischen Keimen durchsetzt. Taubenkot ist nicht gesundheitsgefährdender als Kot von beispielsweise Hunden oder Menschen.
Fäkaloraler Kontakt ist immer zu vermeiden.
Tauben können wie alle Tiere hauptsächlich innerartliche Krankheiten verbreiten.
Allerdings ist die Zahl der tatsächlich durch Tauben erkrankten Menschen weltweit als
geringfügig einzustufen und steht in keinem Verhältnis zu den Zahlen, wie wir sie von
„normalen“ Infekten kennen.
In den jährlichen Zoonose-Berichten des Bundesinstituts für Risikobewertung BfR spielen verwilderte Haustauben, anders als durchseuchte Brieftaubenbestände, überhaupt keine Rolle. Wer kennt schon jemanden in seinem Bekanntenkreis der nachweislich von Tauben krank geworden ist? In unserer Station arbeiten viele Menschen ehrenamtlich z.T. seit 25 Jahren.
Keiner von ihnen ist jemals von einer Taube oder deren Kot krank geworden.“
Zitat aus Frankfurter Rundschau, Gudrun Stürmer
Mythos- Gebäudeschäden
Tauben schädigen Gebäude mit ihrem aggressiven Kot, so lautet der Vorwurf.
Tatsächlich liegt Taubenkot im PH neutralen bzw. schwach säurehaltigen Bereich. Trotzdem hält sich dieser Glaube hartnäckig.
Gebäude werden heute fast nur noch durch schädliche Umweltfaktoren geschädigt.
Natürlich sehen viele Gebäude durch Taubenkot unschön aus, keine Frage. Das ist aber ein hygienisches und optisches Problem, keine Zerstörung. (Gudrun Stürmer)
Brieftaubensport ist kein romantisches Hobby
Hat man eine verletzte Brieftaube gefunden und wählt die Nummer eines Züchters, die auf dem Ring des Tieres zu finden ist, legen viel leider keinen Wert mehr auf dieses Tier. Es ist verletzt und somit untauglich.
„Bei manchen Wettflügen kommt nicht einmal die Hälfte aller Vögel an, beklagt die Tierschutzorganisation Peta.“
Zur Brieftaubenzucht gehört auch die rigorose Selektion und die Tötung nicht erwünschter, unperfekter Nestlinge und Jungtauben.
Für die seriösen Züchter, die sich für ihre Tier wahrhaftig interessieren, dürfte der Zugeflogenendienst (0201/8722425) des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter eine gute Adresse darstellen. Wer eine Brieftaube findet kann unter dieser Nummer anrufen und darauf hoffen dass der Besitzer noch wert auf sie legt.
Deshalb kann der Vogelpark in Herborn- Uckersdorf keine verletzten Tauben aufnehmen
Wohin und an wen wenden, wenn man eine verletzte Taube findet, ob mit oder ohne Ring? Die erste fixe Idee der meisten Menschen aus unserer Region, wenn sie eine verletzte Taube, oder allgemein einen verletzten Vogel finden, ist der Vogelpark (der sich jetzt Tierpark nennt, in Herborn- Uckersdorf, mit Schwerpunkt -Vögel). Logischerweise muss der Vogelpark doch verletzte Vögel aufnehmen, denken die Leute. Logisch für Privatpersonen. Britta Löbig, die Leiterin des sehr sehenswerten Tierparks erläuterte mir die Problematik:
„Leider hat der Vogel/Tierpark in Uckersdorf auch keine Kapazitäten für Unmengen an verletzten Stadttauben. Wir können nicht mal alle verletzten Tiere bedrohter Vogelarten, wie Spechte, Störche, Reiher und Greifvögel aufnehmen, die an uns heran getragen werden. Tausende Anrufe sind es jährlich und nicht immer stoßen wir auf Verständnis, wenn wir ablehnen müssen. Die Leute werden manchmal sehr unfreundlich und sind sehr erbost, was wir wiederum auch verstehen. Denn sie wollen in bester Absicht einem Tier helfen, wählen sich am Telefon die Finger wund und niemand hat Kapazitäten oder fühlt sich zuständig. Immer wieder machen wir darauf Aufmerksam dass es in den meisten Bundesländern so etwas wie eine Vogelauffangstation für verletzte und verwaiste Vögel gibt. Das Land Hessen hat leider kein Etat dafür. So werden die meisten Notfälle von Privatinitiativen aufgefangen. Bis diese jedoch oft ausfindig gemacht werden können, ist es für den verletzten Vogel oft zu spät. Wir sind zwar gerade dabei unseren Park zu vergrößern, aber wir sind ein Tierpark, nicht zu verwechseln mit einer Auffangstation, wir haben keinen Tierarzt im Park, der sich der verletzten Tiere annehmen kann. Und auch wenn wir an der Vergrößerung arbeiten, haben wir immer noch nicht genug Kapazitäten um jährlich unzählige verletzte Vögel, ob Tauben oder andere Arten, oder auch private Tiere aufzunehmen, so leid es uns tut. Wir sind ein Tierpark, keine Tierklinik, wir haben keine Quarantänestation und können deshalb oft nur weiterleiten.
Wohin denn nun..??
Als Anlaufstelle diene gerne ich persönlich und stehe auch in Kontakt mit dem Frankfurter Stadttaubenprojekt.
Bei Brieftauben gibt es auch den schon erwähnten Zugeflogenendienst, den man kontaktieren kann.
Wie gehen die Städte gegen die Tauben vor?
Die Kommunen schauen oft weg, oder gibt es heute in unserer schnelllebigen Zeit und Politik gar keine Zeit und Augenmerk für solch eine Problematik? Ist es die Taube einfach nicht wert dass eine humane Lösung für Mensch und Tier gesucht, gefunden und geschaffen wird?
Wie steht die Stadt Herborn zu den Tauben?
Ich befragte die Stadt Herborn zu diesem Thema
: „Gehören die Tauben zum Herborner Stadtbild dazu, sind sie erwünscht, akzeptiert oder doch geächtet und verdammt, wird mit Vergrämungsmaßnahmen gegen sie vorgegangen?“
„Auch Tauben haben ihre Daseinsberechtigung, so Diana Göbel. Die Stadt Herborn hat es aktuell nicht nötig mit Vergrämungsmaßnahmen zu arbeiten, da der Bestand der Taubenpopulation sich momentan in Grenzen hält und die Einwohner nicht übermäßig belästigt. Privatpersonen bleibt natürlich vorbehalten sich mit Vergrämungsmaßnahmen gegen Taubenkot zu schützen- der von der Allgemeinheit wohl als wichtigster Punkt, als Contra gegen die Taube genannt wird. Die Taube gehört für Diana Göbel wie in anderen Städten auch zum Stadtbild dazu. Fazit- die Stadt Herborn feindet die Taube zumindest nicht an. „Die Taube ist ein Lebewesen und wird als solches wahr genommen und geachtet. Unter Vorbehalt, sollte die Population ausarten.“ Damit bleibt Herborn eine positive Ausnahme. Man hat nichts für die Taube, aber aktuell auch nichts gegen sie.
Ein Fütterungsverbot besteht allerdings auch in Herborn, „um nicht mehr Tauben anzuziehen“, heißt es. Auf die Frage, ob zukünftig unter Umständen feste Fütterungsplätze angedacht seien, wurde verneint, mit der Begründung: „Die Stadt Herborn sieht aktuell keine Notwendigkeit in Errichtung von festen Fütterungsplätzen und man wolle die vorhandene Population damit nicht zur Weitervermehrung schüren beziehungsweise noch mehr Tauben anziehen. Da momentan ja alles im grünen Bereich ist.“
Vergrämungsmaßnahmen der Städte
1989 erklärte das Bundesgesundheitsamt in einer Stellungnahme, dass der Einstufung der verwilderten Haustaube als Schädling im Sinne des § 13, Absatz 1, Bundesseuchengesetz in dieser Form nicht mehr zugestimmt werden kann. Dies gilt ebenfalls nach neuesten Erkenntnissen des jetzigen Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in Berlin aus dem Jahr 2001.
Daher ist es vollkommen unverständlich, dass immer noch Schädlingsbekämpfungsfirmen Tötungsaktionen gegen Tauben durchführen können. Nach § 13 Abs. 1 Tierschutzgesetz ist es "verboten, zum Fangen, Fernhalten oder Verscheuchen von Wirbeltieren Vorrichtungen oder Stoffe anzubringen oder anzuwenden, wenn damit die Gefahr vermeidbarer Leiden oder Schäden für Wirbeltiere verbunden ist ..."
Kommunen dürfen keine gesetzeswidrigen Maßnahmen zur Taubenbekämpfung einsetzen. Die Freigabe zum Abschuss gibt es, allerdings nicht im Innenstadtbereich, da ist es gesetzlich verboten. Maßnahmen wie Taubenfallen, Spikes, Klebestreifen, Netze werden überwiegend von privaten Haushalten oder Firmen und Geschäften ergriffen. Auch Blausäure und Alpha Chloralose, zum vergiften wird eingesetzt, womit aber auch andere Tiere betroffen sind. Diese Arten der Ausrottung haben auch verwaiste Taubenküken zur Folge, die elternlos, alleine auf sich gestellt jämmerlich verenden.
In den Städten herrscht ein Fütterungsverbot um den Bestand zu eliminieren(was schwache und kranke Populationen zur Folge hat und auch sonst nichts bringt da die Taube sich trotz erbärmlicher Lebensumstände weiter vermehrt um ihre Art zu erhalten).
„Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge, sondern Leben inmitten von Leben, das auch leben will.“ Albert Schweitzer
In Hannover wurde im Rahmen einer Doktorarbeit die Taubenpille getestet, sie soll keine körperlichen Nebenwirkungen haben. Die Taubenpille griff, aber die Umsetzung ist nicht so einfach und auch dieses Unterfangen ist mit Kosten verbunden, zudem die Pille, wenn sie mit dem Futter ausgestreut wird, nicht regenfest ist. Die kontrollierte Aufnahme ist schwierig, auch müssten dann die Tauben an feste Futterplätze gewöhnt werden, was jedoch das kleinste Problem wäre.
Human zur Abschreckung wären auch Rabenatrappen, jedoch durchblicken die hoch intelligenten Tauben die List des Menschen oft bereits nach kurzer Zeit.
„Die größten Ideen kommen auf Taubenfüßen daher.“ Dieser Satz wird Friedrich Nietzsche zugeschrieben.
Was tun Tierschützer für die Koexistenz?
Keine Lobby
Die Taube hat wohl keine Lobby in unserer Gesellschaft, das zeigt sich unter dem Strich. Deshalb scheint sie den Aufwand nicht wert. Aber es gibt Licht am Horizont. Menschen die aufklären und die engagiert all ihr Herzblut und ihre Lebenszeit in diese Tiere investieren.
Einer missachteten und gemiedenen Kreatur, wo der Mensch keine Skrupel hat, wenn eine solche vor seinem Auto herwatschelt, einfach drüber zu fahren. „Sie kann ja weg gehen oder fliegen. Pech gehabt! Jetzt hab ich den „Mist noch am Auto kleben!“ Leider nicht selten gehört, diese Äußerung. „Es gibt zu viele von diesen Drecksviechern“, höre ich ebenfalls sehr oft. Menschen gibt es auch viele und diese richten weitaus mehr Schaden an. Ganz neutral betrachtet.
Dass sie gerade ein LEBEN überfahren haben stört sie nicht, nur dass Blut an ihrem Auto klebt, was sie beseitigen müssen. Zurück zu den Tierschützern. Gudrun Stürmer, vom Frankfurter Stadttaubenprojekt e.V., die einen Gnadenhof in Oberrad, mit ca.700 Tauben leitet, diese entweder gesund pflegt und zu den Freifliegern setzt oder Tiere mit einer Behinderung aufnimmt, die draußen alleine keine Chance mehr hätten, hat es sich zusätzlich zur Lebensaufgabe gemacht, kontrollierte Taubenhäuser zu betreuen und ihren Gnadenhof zu führen.
Gudrun Stürmer vom Stadttaubenprojekt Frankfurt berichtet berührend und logisch:
Die Menschen und ihre Vorurteile - die sie glauben wollen
„
nkheit und Verderbnis bringt. Ganze Industriezweige versuchen ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Mitleid mit einer Kreatur? Nicht bei ihr. Ihr Stoffwechsel ist ihr Verderben. Weil sie kackt hassen wir sie. Und weil sie gurrt hassen wir sie.
Sie ist so harmlos und wehrt sich nicht und sie hat keine Lobby. Sie ist Deutschlands Straßentier.
Aber wenn wir den Kopf freibekommen von all den abgedroschenen Vorurteilen, wenn unser Blick klar und offen wird, dann sehen wir es:
Den Flugkünstler Taube, das intelligente Tier Taube. Das erstaunliche Tier Taube (oder wussten Sie, dass eine Taube den Menschen, der sie füttert, am Gesicht
erkennt?). Und das schöne Tier Taube. Wenn wir es einfach nur Tier sein lassen.“
Wie alles begann..
„Als ich vor mehr als 20 Jahren am Frankfurter Bahnhof eine verletzte Taube sitzen sah, war es für mich selbstverständlich dieses Tier einzufangen und zum Tierarzt
zu bringen. Im Grunde meines Herzen bin ich Katzenfreund und hatte keinen besonderen Bezug zu Vögeln, gleich welcher Art.
Aber ein verletztes Tier einfach unbeachtet lassen ist unanständig und wäre mir nicht
in den Sinn gekommen.
Unser Tierarzt begutachtete das Tier und meinte der Flügel müsse geschient werden und
vielleicht könne sie danach, wenn alles gut heile, wieder fliegen. Über das „vielleicht nicht“
haben wir erst gar nicht nachgedacht. Aber vier Wochen später mussten wir darüber nachdenken.
Ich telefonierte mit diversen Tierheimen und Pflegeeinrichtungen, die sich behinderten Tieren annehmen, spürte aber sehr schnell: Eine Taube ist offenbar für viele,
auch für Tierschützer, kein Tier.
Geschärft und aufmerksam für die anderen Tauben auf der Straße. Was ich jetzt bewusst sah,
war Elend und Verwahrlosung, Verletzungen jeder Art, aber auch Gleichgültigkeit der
Passanten, ja Ekel und Ablehnung. Kann man sich vor einem verletzten hilflosen Tier ekeln?
Es seien zu viele hörte ich, auch das war mir noch nicht aufgefallen. Sicher an einigen Stellen
gab es viele Tauben, aber an anderen Stellen sah ich keine. Eigentlich sind sie nur da, wo es
was zu essen gibt, ziemlich verständlich für ein Tier auf Nahrungssuche.
Vorreiter Augsburg
Irgendwann stieß ich bei meiner Infosuche auf die Stadt Augsburg. Dort hat man Taubenschläge eingerichtet in denen die Tiere artgerecht betreut und ihre Eier gegen
Gipseier ausgetauscht werden. So ist es möglich die Zahl der Tiere mittelfristig nachhaltig zu senken.
Die Tauben werden dort im Taubenschlag gefüttert und müssen nicht bettelnd auf der Straße herumlaufen. Na prima dachte ich mir, so wird doch beiden Seiten geholfen.
Das wollte ich auch in Frankfurt umsetzen und außerdem eine kleine Pflegstation für verletzte Tauben wie Peter. Ich war voller Elan, Wille zur Umsetzung und getrieben von dem Gedanken etwas zu
verändern.
Heute nach mehr als 20 Jahren, hat sich einiges verändert. Der Verein Stadttaubenprojekt Frankfurt e. V. betreibt mittlerweile Taubenhäuser in Frankfurt und
Wiesbaden, und hat einen in dieser Größe einzigartigen Gnadenhof für Tauben. Aber der alte Zopf, die Vorurteile
gegen Tauben sind zäh und werden immer wieder von wirtschaftlich interessierten Kreisen
am Leben erhalten.
Die Stadttaube-Deutschlands Straßentier!
Hunde und Katzen in Not haben eine Lobby- die Taube nicht.
Als ich das erste Mal Urlaub in Griechenland gemacht habe, waren es die streunenden, abgemagerten und zum Teil verletzten Hunde und Katzen die mich erschüttert
haben. Wie kann eine Gesellschaft das dulden? Ähnlich ist es mit Tauben. Sie gehören durch ihre Domestikation zum Hausgeflügel.
Die gut verdienende Abwehrindustrie schürt falsche Glaubenssätze..
Schädlingsbekämpfer schüren die Angst der Menschen, das ist ihr Geschäft.
Eine gigantische Abwehrindustrie, die immer größere Umsatzzahlen schreibt, führt diesen Krieg aus, indem sie in uns Menschen die Urangst schürt. Angst vor Krankheit
und Angst vor Verlust des Eigentums. Zum Glück habe ich mir immer gedacht, dass der Vogel nicht so gefährlich ist, sonst wären wir alle krank und wenn ich
mich so umschaue - ein paar Häuser stehen ja auch noch, oder?
Wie hat ein Landgericht in Süddeutschland einmal so schön geurteilt: Eine Gesellschaft, die in so hohem Maße verantwortlich
ist für Umweltverschmutzung und -zerstörung, muss auch mit Taubenkot leben.
Die Augen gingen mir auf..
Heute sehe ich die Tauben mit ganz anderen Augen. Sie sind wie alle Tiere Persönlichkeiten. Deshalb haben wir unseren Gnadenhof gegründet. Dort lebten Tiere wie
Peter, der „Gründer“. Wie „Eduard“, eine alte Brieftaube, wie Gerda, eine alte Straßentaube und Anna, die so schlimm verschnürte Füße hatte, dass sie sich nur robbend auf den Flügeln vorwärts
bewegen konnte. Diese Verschnürungen, die oft von achtlos weggeworfenen Kordeln, von Haaren, aber auch von unsachgemäßen Abwehrnetzen entstehen, sind sehr schmerzhaft und führen zu
Gewebewucherungen, die man oft an Taubenfüßen sieht.
Heute nach der langen Zeit mit Tauben könnte ich noch sehr viel erzählen. Von Jungtieren, die bei Bau- und Instandsetzungsarbeiten einfach lebend eingemauert oder
im blauen Müllsack lebend entsorgt werden. Oder von Tauben, denen man Klebstoff aufs Gefieder schüttet, sie vergiftet, auf Dächern einfängt und dann an der Dachkante totschlägt. Von Tauben, die
jeden Tag erbärmlich hinter schlecht angebrachten oder nicht gewarteten Abwehrnetzen sterben.
Und ich könnte erzählen von der Gleichgültigkeit, mit der viele dieses Sterben beobachten.
Taubenquälerei- nur ein Kavaliersdelikt
Tierquälereien gibt es leider bei allen Tieren viel zu viele. Aber nur bei Tauben werden sie als Kavaliersdelikt behandelt. Wie oft habe ich mich gewundert: Taubenfüttern, egal wie man dazu steht, ist eine Ordnungswidrigkeit, ähnlich dem Falschparken. Tauben zu quälen, ist eine Straftat. Trotzdem wird dem Füttern mehr Aufmerksamkeit geschenkt und zum Teil Menschen regelrecht deshalb verfolgt.
Vorbildfunktion
Wir können nicht einfach sagen, dass sie uns egal sind. Wir können unseren Kindern nicht sagen, dass das nur „blöde Tauben“ sind. Der Wert eines Lebens, auch eines
tierischen Lebens, darf nicht abhängig sein vom eigenen Mögen. Wir dürfen keinen Krieg führen gegen einen Vogel, das ist absurd.
Tauben polarisieren wie kaum ein anderes Tier. Und immer wieder weiß ich: Es gibt noch so viel zu tun. Mein großer Wunsch ist ein friedliches Miteinander. Ich sitze
in einem Straßencafé und sehe keine bettelnden, elenden Tauben. Die sitzen nämlich in ihren Taubenhäusern und sind genauso zufrieden wie ich, der Mensch.
Ist das nicht eine gute Vorstellung?
Gudrun Stürmer
Dass Augsburger Modell- eine humane Lösung
Die humanste, beste aller Möglichkeiten bisher ist wohl das „Augsburger Modell“, sprich die Einrichtung von kontrollierten Taubenhäusern und die Umsiedlung der Tiere.
Dort finden die Tiere artgerechtes Futter, werden tierärztlich versorgt und ihr Gelege wird durch Gipseier, sprich Attrappen ersetzt und so der Bestand kontrolliert.
Ich zitiere das Frankfurter Stadttaubenprojekt eV:
„Durch die Fütterung im Schlag wird gewährleistet, dass die Tiere nicht mehr gezwungen, sind sich ihr Futter in Fußgängerzonen oder bei der Freiluftgastronomie zu suchen. Der Eieraustausch führt
mittel- bis langfristig zur Reduzierung der Bestände. In den Taubenschlägen werden die Tiere beobachtet und tiermedizinisch betreut. Dies führt zu einer Gesundung der Population. Nachweislich
halten sich die Tiere bis zu 80 % des Tages in ihrem Taubenhaus auf.
Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein: Das sogenannte "Stadttaubenproblem" ist viel zu komplex und abhängig von vielen Faktoren als dass es mit einer einzigen Maßnahme und zum Nulltarif
gelöst werden könnte.
Einseitige Maßnahmen wie nur ein Fütterungsverbot, Lebendfang oder Ansiedlung von Greifvögeln(die die Tauben töten sollen) bringen keine nachhaltige Problemlösung.
So berichtet zum Beispiel das Umweltschutzreferat München bereits 1992 von "höchsten Fangquoten von bis zu 45%", die aber allesamt keine nachhaltige Auswirkung auf die Gesamtpopulation
ergaben.
Lebendfänge sind auch als tierschutzrechtlich relevant abzulehnen. Gesetzeswidrige Zustände in den Fallen sind mehr als bedenklich und sind durch angenommene, nicht belegbare Gefährdungen durch
Tauben nicht zu rechtfertigen.
Deshalb müssen Kommunalpolitiker, Ämter, unabhängige Tierärzte, Medien und Tierschützer zusammenarbeiten: an einer modernen, sinnvollen und auch ethisch vertretbaren Lösung.“
Ein Zeichen dafür dass es im Fall Mensch-Taube nicht nur einen Gewinner und einen Verlierer geben kann ist dass „Augsburger Modell“. Ein gutes Unterfangen, oder doch nur ein Kampf gegen
Windmühlen in einer ignoranten Welt, mit der Ansicht, das Leben der Taube ist es nicht wert, sich so zu bemühen? Fakt ist ein Fütterungsverbot macht es nicht besser. Es verhindert jedoch weitere
Ansiedlungen von Zufliegern von den Nachbarstädten und führ zu einer unkontrollierten falsch bzw nicht artgerechten Fütterungen. Der Hunger jedoch verhindert eine Reproduktionsbrut nicht, er
fördert diese. Auch hat das Fütterungsverbot zur Folge, das die Taubenbestände krank werden und auch einen grün-schleimigen- den sogenannten Hungerkot ausscheiden.
Dieser ist um ein vielfaches unangenehmer als der normale Kot einer wohlgenährten Taube, die dann eher dem eines jeden Vogels ähnelt.
Pro Taubenhaus! Eine win-win Situation für alle Beteiligten.
Sagt auch Viktor Wiese, Autor des spannenden, aufklärenden und dazu weit und breit einzigen Buches dieser Art „Stadttauben im Griff“
Er erläutert sachlich und fachlich mit Herz und Verstand.
Er ist ebenso überzeugter Verfechter von einem Stadttaubenkonzept mit kontrollierten Taubenhäusern. Er stellte sein Betriebskonzept „betreutes Taubenhaus“, zur Populationseindämmung mit Erfolg der Stadtverwaltung vor und betreut Heute als gesunder Tierschützer und ehrenamtlicher Taubenbeauftragter der Stadt Buchen, ein voll besetztes Taubenhaus.
Auch andere Stadtverwaltungen der Großstädte, wie München, Mannheim oder Stuttgart haben schon bei Viktor Wiese Rat diesbezüglich eingeholt.
Im Gespräch teilte er mir mit, als ich meinte: „Aufklärung ist doch eigentlich alles, oder? “ „..wenn die Stadt ihre Taubenpopulation nicht als Aufgabe der öffentlichen Ordnung sieht, für sie kein Handlungsbedarf besteht. Aufklärung hin oder her.
Eine Stadt wird grundsätzlich immer dann erst tätig, wenn die Öffentlichkeit betroffen ist und dann wird sie erst im Rahmen der Gesetzgebung tätig“, so Viktor Wiese. Er muss es wissen, denn er ist nicht nur Taubenbeauftragter der Stadt, sondern er ist auch Angestellter bei der Stadtverwaltung. Er kennt beide Seiten. Sowohl Pro als auch Contra.
Auch für ihn steht fest, ein gezieltes Stadttaubenkonzept mit betreuten Taubenhäusern, ist ganz klar die natürliche und erfolgreiche Methode der Wahl. Mit einer win-win Situation für alle Beteiligten.“
Ein einsamer Kampf an der Front..
Allgemein ein trauriges Fazit, für das doch so fortschrittliche und ansonsten tierliebe Deutschland. Hier wird die Stadttaube mit Füssen getreten. Unlängst ein Fall, von einem Familienvater, der eine Taube tot schlug, auf einem Spielplatz. Fragt sich nur was den Kindern erheblicher schadet, eine arglose Taube oder ein Mensch der vor ihren Augen ein Tier tot schlägt? Womit wir wieder bei der Vorbildfunktion wären.
Der Mensch und seine Verantwortung
Oft verirren sich gestrandete oder verletzte Brieftauben, Zuchttauben, Hochzeitstauben zu ihren Artgenossen in die Stadt und schließen sich an, weil sie unter Umständen nicht mehr nach Hause finden.
Spannend ist, dass die Menschen einer weißen Hochzeitstaube, die verletzt an der Ecke sitzt lieber helfen, als einer grauen Stadttaube. Ist die Menschheit so oberflächlich? An der Farbe auszumachen, ob man einer leidenden Kreatur hilft oder nicht? Die Recherche zeigt ein klares Ja. Hochzeitstauben sind in der Regel „Einwegtauben“ und es ist so schlimm wie es klingt und genauso zu übersetzen. Der Prägeflug um zurück nach Hause zu finden, wird ihnen bei der Zucht oft nicht gewährt. Sie werden auf einer Hochzeit freigelassen, melancholisch bestaunt und hinter ihnen meist die Sintflut. Finden sie nicht zurück, verenden sie oft langsam über Monate, versuchen sich möglicherweise Artgenossen in der Stadt anzuschließen, denn Tauben sind Schwarmvögel. Dort behelfen sie sich dann oft mit Müll, und zählen ihre Tage. Denn auch sie sind keine wilden Tiere.
Leider wahr- für jede Vereinigung sind Gelder da. Staatlich und privat.. Arme Menschen, arme Tiere, öffentliche Plätze.. Spenden fließen. Die Taube scheint meist nicht zu den Bedürftigen die es wert sind, zu zählen. Auch gibt es nur wenige ehrenamtliche Helfer. So kämpft Gudrun Stürmer vom Stadttaubenprojekt Frankfurt e.V. und dem Gnadenhof Oberrad jeden Tag aufs Neue für ihre Schützlinge. Sie nimmt Tauben auf, sogar aus unserer Region. Ich habe ihr schon einige Tauben aus Herborn, Dillenburg, Haiger und den dazugehörigen Ortsteilen ans Herz legen dürfen. Allgemein gilt jedoch, von den Menschen unterstützt werden lieber süße, flauschige Tiere, die man kuscheln kann. Tauben leiden stiller.
Wird ihnen dies zum Verhängnis, einfach darüber hinweg gesehen? Kann Mensch und Tier nicht irgendwie zusammen leben, wenn man bedenkt dass wir im Ursprung mit unserer Verantwortungslosigkeit doch der Auslöser für ihre Misere und das schwere Leben sind, das sie führen müssen? Fühlen wir uns mal wieder nicht zuständig? Eliminieren, verstümmeln, kurz und knapp und vor allem ohne Kosten und Aufwand. Der Mensch macht es sich wieder mal leicht. Ist ja „nur“ eine Taube. Diese hat es sich sicher nicht ausgesucht als solche geboren zu sein und hat auch nur dies eine Leben. Ich höre immer wieder, „ach es gibt doch so viele..“ Welch ein Argument. Typisch Mensch! Menschen gibt es auch viele und diese richten viel mehr Schaden an.
Rein ethisch betrachtet, sollte man sich fragen, ob es nicht Tatsache ist, „dass Mitgefühl die Grundlage jeder Moral ist.“ A. Schopenhauer Oder gibt es da Ausnahmen?
Kurze Fakten zur Taube:
Schon gewusst..?
....das Stadttauben (frisch entflogene) verlorene und verirrte Brief/Haustauben sind, die nicht gelernt haben sich selber zur ernähren? Tierbeobachtungen haben gezeigt, das über Generationen
verwilderte Tauben, jedoch gelernt haben, Futterplätze anzufliegen und Nahrung zu finden, sofern welche da ist.
....das satte Tauben weniger brüten? Hungrige Tauben brüten umso mehr, da sie ihren Bestand sichern wollen!
....das Tauben reine Körnerfresser sind und keine Allesfresser?
....das Taubenkot an sich gar nicht zwangsläufig ätzend ist? Taubenkot kann unter Bakterieneinwirkung/Pilzen ätzend werden, wenn sich ein Körnerfresser von
beispielsweise, Currywurst u. Pommes frites ernähren muss. Durch Mangel und Fehlernährung entsteht der grün-schleimige Kot, der so verhasst ist, der alles verschmutzt, der sogenannte
Hungerkot!
Auf Autos gelandet, kann Vogelkot, laut der technischen Uni in Darmstadt Lackoberflächen beschädigen. Laut Prüfungsbericht, erwies sich zunächst der verwendete Alkydharz- Lack als nicht temperaturbeständig und zeigte auch ohne Einwirkung von Taubenkot deutliche Alterserscheinungen (Eintrübungen, braune Flecken)! Taubenkot beschleunigt allerdings diese Alterung noch. Wie die Mikroskop Aufnahmen (5-fache Vergrößerung) zeigen, bilden sich nach 7 Tagen vermehrt schwarze Punkte und Blasen im Lack. Nach 56 Tagen ist die Oberfläche einheitlich schwarz. Nach 70 Tagen bilden sich Risse.
....das Tauben nicht mehr oder weniger Krankheitsüberträger sind, wie andere Haustiere in schlechten Lebensbedingungen auch..
Quellen: Anke Dornbach- Wildvogelhilfe.org. de, Stadttaubenprojekt Frankfurt e.V., Viktor Wiese: Stadttauben im Griff von Ulmer Verlag
Stadttauben - verloren in unseren Strassen
Jeder kennt es: Hungrige Tauben suchen Futter in der Nähe eines Mülleimers und picken aufgeregt nach einem Stück Brötchen.
„Was kann man eigentlich tun, um diesen armen Kreaturen zu helfen?“ fragten wir uns und beschlossen, einen Vortrag über Stadttauben über die Taubenhilfe München zu organisieren.
Woher kommen Stadttauben? Sind sie wirklich Schädlinge und "Ratten der Lüfte?“ Soll man sie nun füttern oder lieber nicht?
Wir haben die wichtigsten Inhalte hier für euch zusammengefasst, in der Hoffnung, ein wenig mehr Empathie für diese Tiere zu erreichen und stehen bereits im Kontakt zur Stadt München um eine
langfristige und humane Lösung der Stadttaubenproblematik zu erreichen.
Ausnahmslos alle Stadttauben sind Zuchttiere bzw. Haustiere, ein Produkt des Menschen. Sie wurden aus eingefangenen Felsentauben gezüchtet, von denen keine freiwillig in unseren Städten leben
würde. Wie Straßenhunde und Straßenkatzen in anderen Ländern, verloren die Tiere durch individuelle Schicksale ihr sicheres Zuhause und leben unter nicht artgerechten und elenden Bedingungen auf
unseren Straßen.
Die Besiedelung der Städte mit Tauben hat seinen Ursprung im zerbombten Nachkriegsdeutschland, als die ersten Tauben, entflogene Haus- und Brieftauben und deren Nachkommen, auf der Suche nach
Nistplätzen begannen, sich unkontrolliert in den Städten zu vermehren. Seitdem versucht der Mensch, die Taubenpopulation zu vermindern. Doch anstatt die Thematik sinnvoll anzugehen erfinden
geschäftstüchtige „Fachleute“ die seltsamsten, jedoch für sie selbst gewinnbringende Konzepte. Zudem sind die Taubenzucht und der Brieftaubensport nach wie vor ein nicht unwesentlicher Beitrag
zur Erhaltung der Tauben auf unseren Straßen. Bis zu 40% der aktuellen Population sind keine Nachkommen der einst verwilderten Tiere, sondern ständig neu heimatlos werdende Tiere. Denn der
Brieftaubensport ist kein Nischensport: allein in Deutschland gibt es rund 79.000 Brieftaubenzüchter, die etwa 10 Millionen Brieftauben halten (plus Dunkelziffer). Ausgewachsene Tauben
absolvieren pro Saison bis zu 14 Preisflüge mit zum Teil 1.400 km Entfernung zum heimatlichen Schlag. Gewinnprämien bis zu 50.000 Euro und mehr stellen einen hohen Anreiz dar. Nach Angaben des
Bundesverbandes fliegen allein jedes Wochenende 1,5 Mio. Tauben nur über Deutschland.
Vollgepumpt mit leistungssteigernden Mitteln werden die Brieftauben grausam vom Partner (Tauben führen lebenslange, monogame und sehr enge Beziehungen zum Partner) und Brut getrennt und in
dunklen Boxen hunderte bis tausend km von zuhause „aufgelassen“. In Todesangst um Partner und Kinder versucht die Taube, verzweifelt so schnell wie möglich zurückzufinden. Viele der Tiere finden
nicht zurück. Sie verirren sich, verhungern, verdursten und verunglücken unterwegs. Und viele stranden völlig erschöpft, als Abkömmlinge der Felsentaube, in unseren Städten, den Ersatzfelsen, und
beginnen damit ihr Martyrium als Stadttaube. Anstatt eines Fütterungsverbots (denn jede am Boden suchende Taube hungert), wäre ein Dezimierung der Zucht wohl die langfristigere, humanere u.v.a.
auch kostengünstigere Lösung, denn es fragt sich warum der Steuerzahler für das Hobby einzelner Bürger aufkommen soll?
Als reine Körnerfresser sind Tauben gezwungen, sich von Abfällen zu ernähren und erkranken dadurch. Der allseits bekannte Taubenkot ist nichts anderes als "Hungerkot", also Durchfallerkrankungen
aufgrund von Hunger und falscher Ernährung.
Es ist wichtig und richtig Tauben zu füttern, am besten natürlich artgerecht. Bis 2016 hatten wir in München ein Taubenfütterungsverbot. Dieses wurde jedoch nicht verlängert, da auch die Politik
einsehen musste, dass es nicht den erwünschten Erfolg in der Dezimierung der Population brachte.
Wie auch? Denn Tauben vermehren sich unabhängig von ihrem Ernährungszustand, je nach Rasse 4-6x pro Jahr. Sie wurden zu Hochleistungstieren herangezüchtet und hungern einfach nur anstatt ihre
Fortpflanzungsrate zu dezimieren. Der sogenannte „Brutzwang“ trotz Hungerns ist eine zuchtbedingte Grausamkeit. Somit war das Fütterungsverbot nicht nur eine unmenschliche, sondern auch völlig
nutzlose Methode, der Stadttaubenproblematik Herr zu werden. Wir bitten euch darum, liebe Tierfreunde, füttert Tauben an sicheren Orten mit Sonnenblumenkernen, Weizen, Linsen oder Vogelfutter.
Ihr richtet damit keinen Schaden an, sondern helft hungernden und hilfsbedürftigen Lebewesen.
Warum sind Tauben eigentlich so unbeliebt? Angeblich zerstört ihr Kot Hauswände und Denkmäler und sie übertragen angeblich Krankheiten.
Doch wie ist es wirklich? Laut Aussage des bayerischen Amtes für Denkmalpflege ist Taubenkot nicht ätzend, sondern liegt im ph-neutralen Bereich, ist also weniger aggressiv als saurer Regen. Die
zu beobachtenden Verschmutzungen kommen vom bereits erwähnten Hungerkot, also eine Folge der schlechten Ernährung.
Wie sieht es mit Erkrankungen des Menschen durch Tauben aus?
Laut Auskunft des Gesundheitsministeriums , sowie dem Robert Koch Institut und dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin und ihren durchgeführten Studien
gelten Tauben NICHT als Krankheitsüberträger. So sind z.B. Salmonellen, die Tauben befallen für Menschen völlig harmlos. Selbst andere Vögel stecken sie nicht an.
In München, einer Stadt mit ca. 1,5 Mio Einwohnern, leben ca. 15.000 Stadttauben, d.h. es kommt 1 Taube auf 100 Einwohner. Doch unsere Städte sind voll von Stacheln und Drähten, die Häuser
teilweise von Netzen umzogen. Als Abwehrmaßnahme gegen ein Geschöpf, das der Mensch als Symbol für Liebe und Frieden geschaffen hat.
Millionen von Euro werden jährlich für die meist nutzlosen Abwehrmaßnahmen ausgegeben. In München könnte man mit 10% der Ausgaben für die Abwehr (ca. 3,5 Mio. Euro jährlich!) alle Stadttauben
artgerecht versorgen und unterbringen. Artgerechtes Futter für eine Taube kostet im Monat ca. 1 Euro.
Würde sich München am sogenannten Augsburger Modell orientieren, fänden wir eine günstige und moralische Möglichkeit der Dezimierung der Population. Das Augsburger Modell beruht auf
Taubenschlägen, artgerechtem Futter und dem Austausch von Eiern gegen Plastikeier (Kostenpunkt ebenfalls 1 Euro pro Ei). Dies und nichts anderes ist die einzig wirklich sinnvolle Lösung für die
Stadttaubenproblematik. Vergrämungsmaßnahmen wie Netze, Gitter oder Spikes verlagern das Problem lediglich, aber lösen es nicht. Die Tauben vermehren sich dabei ungehindert weiter. Teilweise
nisten sie einfach zwischen den Spikes oder Einzeltiere verletzen sich und gehen kläglich ein.
Selbst Raubvögel holte man medienwirksam in die Stadt, um Tauben zu jagen und zu vertreiben. Leider bedachte man hier nicht, dass Tauben durch ihre Abstammung von der Felsentaube wesentlich
bessere Flieger sind als Raubvögel. Somit fügt man den Tauben eigentlich, wenn überhaupt, nur Verletzungen zu (Unfälle bei der Flucht und zufällige Erfolge des Raubvogels), wodurch die
friedlichen Tiere kläglich verenden. Zudem bringt man ironischerweise den Raubvogel in Lebensgefahr, da er eigentlich nicht für die Jagd in der Stadt geeignet ist.
Nun denkt man von Seiten der Stadt über ein erneutes Fütterungsverbot nach.
Darum waren die Tierhilfe Fünfseenland eV und ihre Taubenexpertin Monika Sebald in Kooperation mit dem bmt und der Tierschutzpartei im Referat für Gesundheit und Umwelt für ein erstes Gespräch
bei Herrn Reinhard Bodisch geladen, um mit ihm und der Stadt München eine langfristige, sinnvolle und artgerechte Bewältigung der Stadttaubenproblematik in München in Angriff zu nehmen.
Tausende Tauben müssen täglich einen kläglichen Überlebenskampf in unseren Straßen führen, statt artgerecht in Taubenschlägen zu leben.
Der Mensch steht hier genauso in der Verantwortung wie für Hund und Katze und jeden andere heimatlos gewordene Haustier.
Wenn ihr noch mehr über Tauben erfahren wollt, oder euch vorstellen könnt, hier konkret und aktive Hilfe zu leisten, wendet euch bitte an uns, die Tierhilfe Fünfseenland e.V.
Quellen: Bund gegen Missbrauch der Tiere, Münchner Merkur, Hamburger Stadttauben e.V ,Robert Koch Institut (Homepage), Friedrich-Löffler-Institut (Homepage), Bundesgenossenschaft für Gesundheitspflege und Wohlfahrtspflege, Uni Giessen